Kamera-Automatiken – Sinn oder Unsinn? – Teil 1

In der heutigen Zeit hört man oft, dass man keine Kamera  mehr braucht. Ein Smartphone kann das alles und mindestens genauso gut. Mit dem Portraitmodus sollen die tollsten Portraits gelingen. Der „Handy-Fotograf“ muss gar nichts mehr wissen oder denken und nur noch den Auslöser drücken. Gleich vorweg, von dieser Art unser Hobby auszuüben halte ich nicht viel. Fotografie ist eine kreative Betätigung, die Zeit und Ausdauer erfordern darf. 

So wie ich lieber auf einen Berg laufe anstatt mit einem Hubschrauber hochzufliegen, so liebe ich die technische und kreative Herausforderung ein Bild aufzunehmen.

Im heutigen Blog spreche ich nicht mehr über „Fotografie“ mit dem Smartphone, sondern möchte dich sensibilisieren, dass auch heutige digitale Fotokameras Hilfen anbieten, die deine Kreativität einschränken. Genauso wie bei einem Smartphone, welches alles selbst erledigt und dich als Fotograf zurückhaltet.

Über was für digitale Helfer spreche ich?

Grundsätzlich gilt zu sagen, dass je nach Hersteller die Ausprägungen und Namensgebungen für digitale Helfer abweichen können. Ich versuche hier eine Zusammenfassung und eine Einschätzung meinerseits zu geben. Grundsätzlich ist nicht alles schlecht. So werde ich sicherlich positiv diesen Beitrag beschliessen und Lust auf Teil 2 machen.

  • AUTO Modus
  • Szenen Modus
  • Digitale Filter

Zum Abschluss der Möglichkeiten zeige ich euch noch ein positives Beispiel für einen „digitalen Helfer“. Lass dich überraschen!

Udo Wuchner Naturzeit & Fotografie - 1:1 Fotografie Mentoring - Fotografie Workshops - Icon Sonne

„AUTO“ – Der „intelligente Schnappschussmodus“

Den „AUTO“ Modus findet man oftmals bei Nikon und Sony Kameras und ist bei Nikon und Sony am Moduswahlrad wählbar. Nikon selbst bezeichnet diesen im Handbuch auch als „Schnappschussmodus“. Bei Sony findet man speziellere Namen. So ist die Rede von „intelligenter Automatik“ und auch „überlegener Automatik“. Gleich vorweg, auch andere Hersteller bieten solche Modi an. 

Die Kamera übernimmt für den Benutzer alles. Sie entscheidet, ob ein Mensch, eine Landschaft oder  eine Blume fotografiert wird. Alle Einstellungen werden durch die Software der Kamera bestimmt und auf kreative Wirkung wie Schärfentiefe oder Bewegungsunschärfe hast du keinen Einfluss. Willst du diese Dinge beeinflussen oder auch die gewählten Parameter des Belichtungsdreiecks bestimmen, dann lass die Hände davon.

Der AUTO Modus am Beispiel einer Nikon Z6ii
Der AUTO Modus am Beispiel einer Sony A7iv

Szenenmodus

Den Szenenmodus habe ich zum Beispiel bei den Nikon Bridgekameras gefunden. Neben der zuvor beschriebenen Automatik, kann der Benutzer hier auswählen, was er als Motiv sieht. Anhand dieser Auswahl werden dann die Aufnahmeparameter der gesamten Kamera bestimmt. Sprich, du selbst weisst nicht, wie die einzelnen Parameter gesetzt werden und hast auch sonst keine Erkenntnisse darüber, wie sie wirken, falls du mal selbst eingreifen willst. Und wehe du hast den Mondmodus einstellt und vergisst beim Portraitshooting umzustellen!

Eine Kundin kam einmal mit so einer Nikon Bridgekamera zu mir und da sie sehr an der Vogelwelt interessiert ist, nutzte sie auch den Vogelmodus. Dieser Modus war wohl auch der Grund, wieso sie die Kamera gekauft hatte. Nachdem wir Schritt für Schritt durch die Fotografie Grundlagen gegangen sind, musst sie feststellen, dass sie über die Halbautomatiken Blendenpriorität und Zeitpriorität viel schneller und flexibler ist. Der Vogelmodus konnte sich verabschieden!

Der Szenen Modus am Beispiel einer Nikon P900

Digitale Filter und Effekte

Oftmals finden wir auch Digitale Effekte oder digitale Filter. auf dem Moduswahlrad. Hierbei wird bereits in der Kamera das Bild in gewisser Art und Weise „gephotoshopped“. Grösstenteils sind dies Verfremdungen via Software, die vielleicht mal als „Gag“ lustig wirken. Doch empfehle ich nicht, solche Effekte und Filter digitaler Art häufig einzusetzen. Sehr schnell wir es langweilig und künstlich. Da empfehle ich dir vielmehr, auch mal mit optischen Farbfiltern zu arbeiten. Du lernst viel mehr über die Wirkung von Licht und Farbe auf so einem Weg als auf dem digitalen Pfad deiner Kamera.

Effekte Modus am Beispiel einer Nikon P900
Effekte Modus am Beispiel einer Fuji X-H2

Wie versprochen noch ein positives Beispiel- Filmsimulationen sind anders!

So, nun kommen wir doch noch zu etwas positivem, das ich jedem ans Herzen lege auszuprobieren. Mit den Filmsimulationen machen wir eine Zeitreise in die analoge Welt. Wer noch mit Kleinbildfilmen fotografiert hat, hat sicherlich noch in Erinnerung, dass er einen Lieblingsfilm hatte. Vielleicht war es der Velvia von Fuji oder der Ektachrom von Kodak? Jeder Film hatte eine spezielle Farbabstimmung und Wirkung. Diese Farbprofile werden von Fuji für ihre Kameras nachgebaut und sind in den Filmsimulationen von Fuji Kameras abrufbar. Zwischenzeitlich gibt es auch von Drittanbietern Profile für Kodak und andere Filmhersteller.

Was ist nun der Unterschied zu den digitalen Filtern und Effekten? Wir können hiermit als Fotograf unsere Lieblingsfilme aus der analogen Zeit wiederbeleben. Ich selbst liebe beispielsweise die Wirkung des ACROS oder des CLASSIC CHROME Filmes. Nun kann ich beim Fotografieren diese Wirkung wieder zurückholen und kriege sofort mehr Lust noch weitere Bilder aufzunehmen🙂
Ganz wichtig: In der Nachbearbeitung in der digitalen Dunkelkammer, kann man diese Filmsimulationen bei RAW-Bildern noch nachträglich anpassen!

Du hast keine Fuji Kamera? Keine Sorge, andere Hersteller bieten ansatzweise Alternativen an. Suche doch mal bei Nikon nach „Picture Control“ oder bei Sony nach „Kreativer Look“. Die Möglichkeiten sind da eher begrenzt und technischer Natur. Doch auch damit kannst du z.B. auf Monochrom umstellen. In die fantastische Wirkung der  Welt der Filmsimulationen kann man damit allerdings nicht eintauchen!

Auswahl einiger Filmimulationen am Beispiel einer Fuji X-H2
Fuji Filmsimulation ACROS
Fuji Filmsimulation CLASSIC CHROME
Fuji Filmsimulation VELVIA

Meine Empfehlung zum Nutzen von digitalen Helfern

Sofern die Fotografie für dich ein kreatives Hobby sein soll, das Spass macht und bei dem du im positiven Sinne dir die Zeit vertreibst, dann lass die Hände von den „intelligenten Automatiken“ und „digitalen Filtern“!

Investiere lieber Zeit und Muse mit dem Erlernen der Grundlagen der Fotografie und steigere so deine kreative Intelligenz. Die Ausnahme von der Regel sind für mich die Bildstile und Filmsimulationen. Ein in monochrom aufgenommenes Bild steigert die Freude an einer solchen Filmsimulation, ohne dass die Kamera dir irgendetwas vorgibt oder massgeblich verändert!

Wenn wir schon von digitalen Helfern sprechen, dann dürfen die Automatiken für den Weissabgleich oder die ISO-Empfindlichkeit natürlich nicht fehlen. Keine Sorge, hierzu werde ich euch noch in einem der nächsten Blogs mehr dazu erklären.

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