Nikon Z9

Die Nikon Z 9 mit dem modernen Z-Mount ist als Flaggschiff-Modell für den professionellen Einsatz konzipiert. Vorgestellt wurde sie am 28. Oktober 2021 und wird speziell im Bereich der Presse-, Sport- und Wildlife-Fotografie eingesetzt.

Nachdem es in den letzten Monaten diverse Firmware-Upgrades gab nutzte ich als Mitglied des „Nikon Professional Services“-Programm (NPS) die Möglichkeit diese moderne Systemkamera zu testen.

Mein Anspruch an diesen Vergleich war der folgende:

  1. Ist die Technik der Z9 verglichen mit den Systemkameras, die ich in meiner Arbeit als Fotografie-Mentor kennenlerne, besser und geeigneter?
  2. Ist die spiegellose Technik nun soweit, dass sie für mich selbst in Zukunft ein Ersatz für meine DSLR sein kann?
 

Das Testobjekt

Die „spiegellose“ Z9 hat einen 45MP Vollformat-Sensor. Getestet habe ich sie mit dem Standard-Zoomobjektiv Nikon S 24-70 mm f/2.8. Zudem führte ich Tests mit meinen älteren F-Mount Objektiven mit dem FTZ2-Adapter durch. Im Bereich der Makrofotografie war dies das Micro Nikkor 105mm f/2.8 und im Bereich der Tierfotografie das Nikkor 70-200mm f/2.8 sowie das Nikkor 200-500mm f/5.6.

1. Bildqualität

Die Bildqualität ist sehr gut und die Z9 gibt sich hier keine grosse Blösse. Die Unterschiede zur Nikon D850 und Nikon Z7ii sind gering. Diese beiden Kameras haben zwar die gleiche Auflösung von 45 MP  jedoch ist der Sensor der Z9 eine Neuentwicklung und somit nicht identisch. Bei höheren ISO-Werten scheint der neuentwickelte Sensor der Z9 stärkeres Rauschen zu zeigen. Die Unterschiede sind allerdings nicht so gravierend. Wer jedoch die kompromisslos bestmögliche Bildqualität mit einer Nikon-Kamera will, sollte zur Z7ii greifen.

Speziell im Wildlife-Bereich punktet dafür die Z9 mit ihrer rasanten Geschwindigkeit von 20 Bilder pro Sekunde und der sehr schnellen Verarbeitungsgeschwindigkeit.

Die neu entwickelten Objektive für den Z-Mount sind zudem klar schärfer verglichen mit den entsprechenden F-Mount Alternativen. Besonders fällt dies zwischen den 24-70 mm f/2.8 Objektiven auf. Zwischen meinem Exemplar des F-Mount Nikkor 24-70 mm f/2.8 G Objektivs (dies ist die vorletzte F-Mount Variante) und dem neuen Z-Mount 24-70 mm f/2.8 sind die Unterschiede deutlich zu erkennen. Jedoch ohne Vergleichsmöglichkeit ist die Bildqualität mit dem Micro Nikkor 105mm f/2.8, dem Nikkor 70-200mm f/2.8 sowie dem Nikkor 200-500mm f/5.6 mit dem FTZ-2-Adapter sehr gut und ohne Tadel.

Micro Nikkor 105mm f/2.8 im AF-Modus "Dynamic Area (S)"

2. Autofokus

Der Autofokus in fotografischen Standardsituationen ist heute auf dem Stand, dass ich das erste Mal bei einer spiegellosen Systemkamera sagen kann, dass er besser ist als bei meiner Nikon D850. Bei der Nikon Z7ii war dies noch nicht der Fall. Doch die Qualität des Autofokus hat sich auch mit den zum Teil massiven Firmware-Updates bei der Nikon Z9 klar gebessert. Heute ist für mich die Nikon Z9 die Nikon mit dem besten Autofokus. Die Autofokusmodi „Wide Area (S)“ und „Wide Area (L)“ funktionieren sehr gut in Verbindung mit den Motiverkennungsprogrammen für Menschen, Tiere und Fahrzeuge. Und endlich ist es soweit, dass mit der Nikon Z9 der Autofokusmodus „3-D-Tracking“ wieder verfügbar ist. Von der Spiegelreflexwelt herkommend, ist dies ein Modus, der zwar schwieriger zu handhaben ist, wenn man ihn aber im Griff hat, funktioniert er sehr gut.

Das einzige Manko, welches ich feststellen konnte, ist die Qualität des Autofokus bei sich schnell bewegenden Motiven und bei versteckten Motiven. Bei einem Vogel im Sturzflug ist die Konkurrenz mit der Sony A1 treffsicherer. Ein Vogel im Dickicht umgeben von Ästen und Blättern ist ebenso eine Herausforderung für die Motivprogramme, Da habe ich mit den „Dynamic-AF“ Modi bessere Resultate erreicht.

Nikkor 200-500mm f/5.6 im AF-Modus "Wide Area (L)"

3. Bedienung & Handhabung

Die Nikon Z9 ist die erste spiegellose Kamera von Nikon mit integriertem vertikalem Griff. So wie man es von der D1 bis D6 her kennt. Einerseits bedeutet dies Gewicht und macht die Kamera grösser. Andererseits hat so der grosse Akku Platz, mit dem man mehrere tausend Bilder machen kann. Nach drei Test-Tagen war der Akku noch immer über 60% geladen!

Das Bedienkonzept und die Haptik sind typisch Nikon. Ich selbst fotografiere mit Nikon Kameras seit vielen Jahrzehnten. So ist immer wieder schön festzustellen, dass sich die Kameramodelle evolutionär weiterentwickeln und die Gewöhnungszeit an ein neues Kameramodell sehr kurz ist. Sei es das Menuesystem, die Beschriftung der Bedienelemente oder das Gefühl der Kamera in der Hand. 

Doch noch ein paar Worte zur Grösse der Kamera. Bei der Nikon Z6ii und Z7ii ist mir der Body zu klein. So hat der kleine Finger der rechten Hand keinen Halt am Griff. Bei der Z9 ist dies definitiv kein Problem. Hier ist jedoch der vertikale Griff mit seiner bauchigen Form für mich zuviel. Die Form schaut so weit nach vorne, dass ich bei kürzeren Objektiven mit der linken Hand am Griff anstehe und das Objektiv nur schwierig stabil in der Hand abstützen kann. 

Was wäre ideal? Sollte Nikon eine „Z8“ auf den Markt bringen, dann packt einfach die meiste Technik der Z9 mit kleinerem Akku in ein Gehäuse mit den Ausmassen der Nikon D850! 

Nikon Z9 mit integriertem vertikalen Griff

4. Elektronischer Sucher

Nun kommen wir zu der schattigen Seite der Z9. Nicht, dass der elektronische Sucher dunkel oder schattig sei, nein keinenfalls. Er ist sehr hell, zum Teil fast schon zu grell, obwohl ich die Helligkeit auf dem Minimum eingestellt habe. Bei leicht schlechteren Lichtverhältnissen kommt es zudem zu leichten Rucklern, sofern man die Kamera langsam schwenkt. Mit den 3.690.000 Bildpunkten des Suchers ist die Nikon Z9 schwach bestückt. Für so eine Flagschiff-Kamera darf man da mehr erwarten. Das bietet die Konkurrenz Canon R3 mit 5.760.000 Bildpunkten und die Sony A1 mit 9.437.185 Bildpunkten ganz klar das bessere Angebot.

Positiv hervorzuheben ist noch der inexistente Blackout des Suchers bei Serienaufnahmen. Hat man bei tiefer positionierten Nikon Kameras eine deutliche Blackout-Periode, so ist dies bei der Z9 kein Thema. Bei Serienaufnahmen, wie beispielsweise Freihand-Makros hat man permanent das Motiv vor Augen ohne störende schwarze Momente.

Makro mit Micro Nikkor 105 mm f/2.8

5. Meine Einschätzung

Ist die Technik der Z9 verglichen mit den Systemkameras, die ich in meiner Arbeit als Fotografie-Mentor kennenlerne, besser und geeigneter?

Die Antwort ist ein klares „Ja“. Die Nikon Z9 ist gesamthaft die beste spiegellose Kamera, die ich bisher in Händen hielt. Viele negative Aspekte von anderen Kameras, egal von welchem Hersteller, sind gelöst,

Wenn Nikon beim Nachfolgemodell den Sucher massiv verbessert, dann ist die Z9 vollumfänglich zu empfehlen. Zumal auch die Preise zwischenzeitlich interessanter werden.

Ist die spiegellose Technik nun soweit, dass sie für mich selbst in Zukunft ein Ersatz für meine DSLR sein kann?

Auch hier ist die Antwort ein klares „Ja“. Die Bildqualität ist sehr gut, die Handhabung intuitiv und die Verarbeitung auf hohem Niveau. Wenn man wechseln will oder muss, dann ist die Nikon Z9 jetzt soweit.

Der Augenautofokus sitzt!

6. Meine Wunschkamera

Einen Systemwechsel werde ich jetzt noch nicht vollziehen. Wenn ich müsste, weiss ich, dass die spiegellose Technik mit der Nikon Z9 nun bereit ist.

Vielleicht erhört Nikon ja die Anwender ihrer Kameras und bringen endlich die „Z8“, welche gehäusetechnisch zwischen Z6ii/Z7ii und Z9 liegen müsste. Inklusive der Technik der Z9, die in so ein Gehäuse passt. Und bitte mit einem massiv besseren Sucher!

Verwandte Links

Nikon Z9:
Link auf Nikon Schweiz Website

Nikon D850:
Link auf Nikon Schweiz Website

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