„Meine Fotografie“ – Interviewserie heute mit Stefan

In der heutigen Folge der Interviewserie „Meine Fotografie“ lernt ihr Stefan kennen. Wir kennen uns schon seit mehr als 30 Jahren und waren oft gemeinsam mit der Kamera unterwegs. Mit meiner Nikon FM2 ohne Belichtungsmesser hat er mir stets dank seiner Kamera Feedback gegeben, wie meine Einschätzung zur Belichtung stimmt. In der Regel war dies maximal eine Blendenstufe😉

Stefan erzählt uns heute, was ihn an der Fotografie fasziniert und was er aus seinen Bildern Kreatives zaubert.

Ich wünsche dir nun viel Spass beim Kennenlernen von Stefan.

"Für eine Minute Film benötige ich etwa eine Stunde. Aber es macht Spass, die Bilder „zum Laufen“ zubringen. Ich tauche dann nochmal richtig in die Reise oder das Ereignis ein, schlage die Orte nach und suche die besten Bilder dazu aus. Mir ist wichtig, dass eine Geschichte entsteht aber auch, dass die Bilder zur Musik passen und so Emotionen gesteigert werden."

Stefan, Hobby-Fotograf

Kurz zur Einführung: Wer ist Stefan Beneke? Wo lebst du, wie alt bist du und was fasziniert dich beim Fotografieren besonders?

Es ist für viele ein Traum, auf einer Insel zu leben. Dies gilt auch für mich, denn ich wohne nicht auf, sondern nur nahe einer Insel. Ab- und zu weht aber der Traum von Freiheit in Form des Tutens der Hörner der Bodenseeschiffe hier herüber: ich wohne in Lindau, und das seit 14 Jahren, also seit ich 42 Jahre alt bin.

Ein Blick auf Lindau, wie es auf dem See zu schweben scheint

Ich kenne diese Region und auch den Vorarlberg gut, weil ich dort in meiner Kindheit oft im Urlaub war. Und tatsächlich entstanden meine ersten eigenen Bilder hier. 

Die Faszination an Fotos ist wahrscheinlich durch die Reisen, die meine Eltern mit uns Kindern unternahmen, entstanden. Ich genoss es, später die Dias auf der Leinwand anzusehen. Das war für mich immer etwas Besonderes.

Eine weitere Faszination ist die Kombination aus Technik und Kreativität, die mich  fasziniert. Ich muss zugeben, ich bin ein Technikverliebter und das Schöne am Fotografieren ist die tolle Technik, mit der man kreativ arbeiten kann. Und zu lernen, gibt es ja immer was. Dafür gibt es ja den Udo😉

 

 

Wir kennen uns schon seit mehr als 30 Jahren und waren auch gemeinsam mit der Fotokamera auf Reisen. Du hattest glaube ich zum Starten eine Minolta X-700. Wie hat sich die Fotografie seit damals für dich verändert?

Meine ersten Fotos entstanden wie gesagt, im Vorarlberg 1980. Ich bekam die Kamera meines Vaters, eine Minolta SR-T 101. Sie war Vollmanuell, aber sehr geeignet, die Grundlagen zu erlernen. Der Belichtungsmesser war ein einfacher Zeiger und mit Hilfe von Blende, Zeit und DIN (ja, ISO war früher DIN), musste man einen kleinen Kreis am rechten Rand des Suchers deckungsgleich mit dem Zeiger bringen. Mitte der 80er legte ich mir dann die Minolta X-700 zu und erst 2007 stieg ich auf eine digitale Kamera um.

Ich muss gestehen, dass sich an meiner Fotografie gar nicht so viel geändert hat. Klar, heute kann man mehr Bilder machen und die Besten auswählen. Diese Methode konnte ich mir als Schüler nicht leisten. Daher suchte ich mir die Komposition schon sehr genau aus.

Was für Motive und Stilrichtungen in der Fotografie interessieren dich besonders?

Ich fotografiere meist auf Ausflügen oder Reisen. Die Bilder sind oft nicht technisch perfekt, aber ich versuche Bilder aufzunehmen, die es dann später erlauben, eine Geschichte zu erzählen – eben wie in einer Diaschau. Daher sind die Bilder in der Regel Landschaften oder Gebäude, mit und ohne Personen.

Inzwischen kommen zu den Bildern auch kurze Videos hinzu, die dann in die Diaschau mit eingebettet werden.

So schön kann Grau mit Blau sein

Deswegen hast du mich wohl vor gut einem Jahr gefragt, ob ich auch was für Videos im Programm hätte.

Genau. Mit den Systemkameras kann man qualitativ gute Videos aufnehmen. Sich also nur auf Bilder zu beschränken, lässt einen guten Teil der Funktionalität der Kamera ungenutzt. Ich fand das super, dass du mich dann gleich mal zu einem Brainstorming-Wochenende eingeladen hattest.

Ja, da kommen wir gleich darauf. Aber nochmal zurück zu den Bildern: Wie sieht es bei dir mit der Nachbearbeitung aus? Was bearbeitest du in der Regel an deinen Bildern?

Ich stecke wenig Aufwand in die Nachbearbeitung. Gelegentlich optimiere ich die Belichtung oder retuschiere Flecken oder verändere den Ausschnitt.

Du hast grossen Spass daran mehr aus deinen Bildern zu machen. Was konkret passiert mit deinen Bildern nach der Bearbeitung?

Wenn ich mit den Bildern von der Reise nach Hause komme, beginnt ein mehrstufiger Prozess:

1.         Geo-Taggen aller Bilder. Ich nehme dazu nicht die Geo-Taggingfunktion der Kamera, da die Kopplung von Smartphone und Kamera leider nicht zuverlässig funktioniert und bei beiden den Akku belastet. Ich zeichne mit einem (recht alten Garmin) meinen Track auf. Der Garmin steckt einfach immer im Rucksack. Die Informationen schreibe ich dann später mit einer Software als EXIF-Information ins Bild. Da das automatisch geschieht, mache ich es für wirklich alle Bilder.

2.         Laden aller Bilder in die Fotoverwaltungssoftware. Als Eigentümer eines Mac bietet sich das mitgelieferte Programm “Fotos“ an. Ich finde es für die Verwaltung von Bildern sehr gut, die Bearbeitung ist für meine Zwecke ausreichend. Die Kombination aus beidem ist für mich somit ideal.

3.         Sichten und ausmisten. das passiert in der Regel in mehreren Durchläufen, häufig mit ein paar Tagen dazwischen. Und ausgemistet heisst dann wirklich löschen.

4.         Bewerten und verschlagworten und nicht erkannte Gesichter benennen.

5.         Erstellen verschiedener Alben für verschiedene Zwecke.

 

Du sagst für verschiedene Zwecke. Kannst du Beispiele nennen?

Nun ja, ich habe immer ein Album, das wirklich alle Bilder, die nach den Durchläufen übrig sind, enthält. Dann gibt es ein Album mit den fotografisch gelungensten Bildern und dann eine Auswahl, die es erlaubt, interessierten Zuschauern eine Geschichte über die Reise zu erzählen. Das sind i.d.R. nicht mehr als 150 Bilder einer Reise.

Wenn es um den Zweck geht, ist es nicht allein die Anzahl oder Auswahl der Bilder. Natürlich schaue ich die Bilder am Computer oder mit anderen zusammen am Fernseher an. Spannender finde ich es aber, daraus einen kleinen Film zu machen. Das ist einfach emotionaler und lebendiger, auch wenn der Film fast ausschließlich aus Fotos und nur wenig Videomaterial besteht. Ich hatte in meiner Kindheit immer davon geträumt, eine Diaschau mit überblenden der Bilder und Musik zu machen, was damals aber wegen der fehlenden Mittel nicht möglich war. Mit Computer und Systemkamera ist das heute keine Frage der Kosten, sondern des Aufwands.

Auf einer Reise in den äussersten Norden Indiens

Bilder in Bewegung zu bringen, scheint dir speziell Freude zu bereiten. Erzähl uns doch konkret, wie ein Video aus Bildern entsteht!

Für ein Video braucht man 4 Dinge: Bilder, Videos, Musik und eine Geschichte. Bilder an erster Stelle? Für einen Film? Ja, meine Filme bestehen aus mehr Bildern als Videos. Mit Hilfe des Ken Burn-Effekts kann ein Ausschnitt eines Bildes behutsam verschoben werden und in einen Ausschnitt hinein zoomen. Dadurch wirkt das Bild bewegt.

1.         Zuerst: Eine Auswahl der Bilder zusammenstellen. Das dürfen auch mehr sein, als nachher in den Film kommen, denn das muss ja auch zur Länge der Musik passen. Und die Musik richtet sich nach der Geschichte.

2.        Das gleiche dann noch für die potentiellen Videoschnipsel.

3.        Und dann kann es losgehen. Wichtig ist eine gute Einleitung (bzw. Vorspann). Worum geht es, wo ist es. Als Orientierungshilfe für die Zuschauer ist manchmal auch eine Landkarte hilfreich.

4.         Dann geht es auch die Suche nach Musiktiteln. Dazu benötige ich immer am meisten Zeit. Es soll ja zum Gezeigten passen.

5.         Darauf folgt das Anordnen der Bilder und Videos in der Zeitleiste, dann das Justieren der Länge der Bilder. Die Überblendungen sollten zur Musik (z.B. zum Takt) passen. Die Länge aller Bilder bzw. Videos eines Ortes oder Tages sollten dann auch wieder zur Länge des Musiktitels passen. Da muss man manchmal rechnen und jonglieren.

6.         Der nächste Schritt ist das Anwenden des Ken-Burn Effekts für die Bilder.

7.         Fast zum Schluss bringe ich die Beschriftung oder Untertiteln z.B. von Orten an.

Bei längeren Vorhaben mache ich das Abschnittsweise, sodass ich dann mal einen Ort oder Tag komplett habe, bevor ich an den nächsten gehe.

Ganz zum Schluss hänge ich einen Abspann dran. Z.B. eine kurze Zusammenfassung der Erlebnisse der einzelnen Tage.

Das darf dann reifen und schließlich erfolgt der Export. Natürlich gibt es noch mehr zu beachten. Wenn ich mich richtig an das oben erwähnte Brainstorming-Wochenende deines Moduls „Move your Pictures“ erinnere, behandelst du das ja ausführlich.

Das tönt sehr aufwendig. Wie viel Zeit investierst du in ein Video?

Für eine Minute Film benötige ich etwa eine Stunde. Aber es macht Spass, die Bilder „zum Laufen“ zubringen. Ich tauche dann nochmal richtig in die Reise oder das Ereignis ein, schlage die Orte nach und suche die besten Bilder dazu aus. Mir ist wichtig, dass eine Geschichte entsteht aber auch, dass die Bilder zur Musik passen und so Emotionen gesteigert werden.

Und um Mitreisende, die dann auch das Video sehen möchten, etwas hinzuhalten, bietet mein Videoschnittprogramm die Möglichkeit, mit Hilfe von Vorlagen einen Trailer zu erstellen. Das geht wirklich schnell. Der unten gezeigte Trailer ist aus nur ein paar Filmschnipseln innerhalb von vielleicht 5 Minuten entstanden, als wir über dein neues Modul „Move your Pictures“ gesprochen haben.

Teilst du solche Videos auch auf Social-Media-Kanälen oder ist dies rein für dich für den Privatgebrauch?

Da die Filme eine persönliche Geschichte erzählen, mache ich diese nur für meinen Privatgebrauch. Damit gehe ich auch evtl. rechtlichen Problemen beim Teilen auf Social Media aus dem Weg. Gerade in Bezug auf das Urheberrecht von dargestellten Elementen oder der verwendeten Musik kann das heikel sein.

Was sind deine unmittelbaren Pläne mit deiner Fotokamera? Erzähl uns doch von deinen Projekten und Ideen.

Unmittelbare Pläne habe ich keine. Nachdem ich bei deinem Kurs „Wasser-Fotografie“ teilgenommen hatte, habe ich mir auch ein Filterset zugelegt, dass ich gerne öfters einsetzen würde. Außerdem fasziniert mich das Thema Timelapse, das aber noch weitere Technik und auch Zeit benötigen würde. Vielleicht machen wir nächstes Jahr mal zusammen ein Brainstorming für eine neues Modul „Timeless through Nature“.

Wo stehst du heute auf deinem fotografischen Weg und was sind deine Ziele?

Für meinen Anspruch sind die Ergebnisse recht akzeptabel. Bei der Teilnahme an deinen Kursen oder auch der „12 Bilder sind genug“, zu dem du ja auch für dieses Jahr wieder eingeladen hast, habe ich auch Bilder von anderen Fotografen gesehen, die mich wirklich motivieren, das Hobby zu intensivieren.

Und manchmal sind es dann doch Blumen mit kleinen Tierchen

Hast du auch Lust mal interviewed zu werden?

Ich hoffe dieses neue Format findet bei dir Anklang. Mir persönlich hat es sehr viel Spass bereitet dieses Interview zu machen. 

Danke vielmals Stefan für dein Vertrauen und offenen Einblicke!

Verwandte Links

Hier findest du die wichtigsten Links des Beitrags:

1:1 Fotografie Mentoring

 

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