Freuden und Leiden eines Panorama-Fotografen

Im heutigen Gastbeitrag lässt uns Hans an seinen Freuden  und auch Leiden als Panorama-Fotograf teilhaben.

Nachdem Hans in den letzten Monaten bei mir das Mentoring-Programm absolviert hat, ging er noch selbst auf fotografische Entdeckungstour und hat sich der Panorama-Fotografie angenommen. Lässt euch mitnehmen auf eine „panoramische“ Entdeckungsreise.

Zu Beginn…

Vorweg gesagt sei, dass Panorama-Fotografie in den Bergen einiges an Selbstüberwindung kostet. Ich denke da nicht an Panorama-Plätze, die mit einer Seilbahn oder gar Auto erreichbar sind, sondern an steile Plätze, die zudem hoch über dem Tal sind, damit es so etwas wie eine Flug-Perspektive gibt. Man könnte auch an Drohnen-Aufnahmen denken, aber es braucht mehr als das.

Winterpanorama, gemacht als Schwenk mit einer Kleinbildkamera ohne Einzelbilder

Panorama-Freuden

Für ein besseres Verständnis von Freuden und Leiden sei hier erklärt, was es mit dem Typ Berg-Panorama-Foto auf sich hat, der mich in die Berge treibt. Eine Idee davon haben wahrscheinlich die meisten Kamera- und Smartphone-Nutzer/innen: Die Kamera oder das Handy nutzt eine Spezial-Funktion und muss während der Aufnahme von links nach rechts oder oben nach unten oder jeweils umgekehrt geschwenkt werden. Das Gerät ist dann so schlau, dass es Einzelaufnahmen zu einem Panorama-Bild zusammensetzen kann. Das Ergebnis ist in der Tat oft sehr ansprechend. So weit zu den Freuden (1. Grades). Und wo liegt nun der Grund für das Leiden, wenn das doch relativ schnell erledigt ist?

Das sind die Ansprüche des fortgeschrittenen Fotografen, der die Freuden 2. Grades erreichen will: In ein Panorama-Bild, wenn es denn mal vorhanden ist, möchte ich sozusagen hineinfliegen können, sprich, hineinzoomen und Details anschauen können (ISO Basiswert, Brennweite 105mmm). Wenn dann noch die fotografischen Grundregeln wie Bildausschnitt, Schattierung, Farbenspiel usw. stimmen, kann das schon Freuden 3. Grades auslösen.

Wie erreiche ich solche höhergradigen Freuden? Da sind einmal die Anstrengungen des Berg- bis Alpinwanderns, sicherlich den meisten gut bekannt. Früh aufstehen ist hilfreich für konturenreiche Panoramen. Gerne gehe ich auch spät los, was zu Beginn einfacher ist, aber spätestens oben zu abendlicher Kälte und dann zu etwas mühsamen nächtlichen Abstiegen führt. Winter-Panoramen haben den Vorteil, dass es nicht so früh am Morgen oder spät am Abend wird, aber kalt ist es sowieso.

Hier muss jeder Griff und Schritt sitzen!

Panorama-Leiden

Dann kommt die Ausrüstung dazu. Ohne ins technische Detail zu gehen, kann ich sagen, dass bei der Panorama-Fotografie im Vergleich zum gewöhnlichen Wandern einiges an Gewicht dazu kommt: Kamera und zwei Objektive, Stativ und Panoramakopf ergeben dann doch einige Kilos mehr als sonst. Da ich mir das oft alleine antue, schleppe ich entsprechend auch das gesamte Gewicht. Bin ich in Begleitung, habe ich manchmal die Chance, etwas an Gewicht zu „verlagern“. Die Begleitung muss später noch Geduld aufbringen, denn Panorama-Fotografie braucht Zeit. Mitschleppen und viel Geduld sind nicht allzu beliebt, darum bin ich meistens alleine unterwegs.

Ein lauschiges Plätzchen im Winter

Ablenkungen

In der Pilz-Saison kommt noch die Versuchung dazu, schnell den einen oder anderen Steinpilz oder sonstigen Fund zu machen. Gerade dieses Jahr (August 2023) stolpert man fast auf jedem Meter über Pilze. Fliegenpilze hat es viele (fotografisch attraktiv) und oft sind dann im Umfeld auch noch Steinpilze zu finden. Aber eben: Soll ich nun Pilze suchen und Zeit und Kraft verlieren oder soll ich auf den Pilzgenuss verzichten?

Das Fotografieren von Panoramen

Bin ich am Panorama-Platz, startet die Fotografen-Arbeit. Dann ist Udos Lieblingswort „Muskel-Intelligenz“ gefordert, denn die Kamera wird auf „manuell“ gestellt. Mit der üblichen Müdigkeit nach dem Aufstieg (Hunger und Durst lassen sich lösen) und oft bei Kälte muss bzw. sollte nun alles richtig gemacht werden. Hier ist der Grat zwischen Freuden und Leiden schmal: Allzu schnell ist eine Einstellung unterlassen (manueller Fokus, Einzelbild-Auslösung, ISO-Wert, Blendenzahl ist auch so eine Sache bei Panorama mit dunklen und hellen Bereichen usw.). Hoffentlich bemerke ich die Fehleinstellung rasch bei der Bild-Kontrolle. Leider kann das eine oder andere schon ‚mal schief gehen, denn die Bild-Kontrolle im Monitor am Stativ und manchmal bei ungünstigem Sonnenlicht gelingt nicht immer wunschgemäss; vor allem wenn es kalt ist oder das Abendlicht allzu schnell verschwindet.

Ist alles wunschgemäss eingestellt, dann starte ich meine neueste Errungenschaft, den automatischen Panoramakopf: Meine Panoramabilder haben oft eine Brennweite von 105mm weshalb ich viele Einzelfotos brauche, um sie dann zuhause mit der entsprechenden Software zusammensetzen zu können. 30, 40 oder gar 60 Aufnahmen ist eine anstrengende Arbeit mit einem manuellen Panoramakopf. Rechne ich 10 Sekunden pro Bild (Position einklicken, Foto aufnehmen), dann sind das bei 40 Fotos rasch einmal 400 Sekunden, also 6-7 Minuten. Und da ich zur Sicherheit immer mehrere Panoramas aufnehme, ist rasch einmal eine Stunde vergangen – und damit oft auch das Abendlicht. Der Automat hilft mir dabei. Leider ist die Bluetooth-Verbindung zwischen meinem Handy und dem Panoramakopf nicht 100% stabil, sodass der Vorgang plötzlich stecken bleibt und ich von vorne beginnen muss. Technische Leiden – unnötig. Immerhin kann ich während des Vorgangs in die Ferne schauen, was beim manuellen Vorgang kaum möglich ist. Also ein Grund zu grösserer Freude oben auf dem Berg.

Wie man an den Rändern sieht, werden die Panoramas aus vielen Einzelbildern zusammengefügt

Aus Bildern wird ein Panorama

Sind dann die Aufnahmen „im Kasten“, bin ich oft müde vom Fotografieren, dafür einigermassen körperlich ausgeruht für den Abstieg. Die Ausrüstung ist wie so oft rasch abgebaut, ausser ich habe klamme Hände (trotz Handschuhen). Wird es ganz spät, dann brauche ich Licht von der Stirnlampe und wähle deshalb dann auch Plätze, die ich gut kenne und wo ich mich nicht verirre. Da hilft auch noch „Strava“ (Aufzeichnung der Wanderroute), wo ich prüfen kann, dass ich (normalerweise) den gleichen Weg nehme, wie beim Aufstieg.

Zuhause angekommen bin ich dann meist zu müde, um an den Computer zu sitzen und die Fotos zu speichern und die Panoramas zusammenzusetzen. Das folgt dann später mit der geeigneten Software. Ich habe mir ein paar Tricks definiert, wie ich die Gruppen von Einzelfotos zusammenfasse und z.B. abgebrochene Panoramas rasch ausscheiden kann. Denn meist bringe ich hunderte von Fotos heim und muss dann die brauchbaren 5-10 Gruppen von Einzelfotos herausnehmen und mit der Software zusammenfügen. Der Vorgang selbst ist dann ein mehrminütiges Spiel im „schwarzen Kasten“ und plötzlich ist ein Gesamtbild am Bildschirm.

Wenn die Detailtreue gelungen ist, kann ich mit der Zoom-Funktion „hineinfliegen“ und die Landschaft betrachten. Solche Freuden 2. Grades habe ich schon öfters erreicht, aber sie müssen immer wieder erkämpft werden.

 

Ein erstes Ergebnis, welches noch sauber beschnitten wird

Es geht weiter…

Ich versuche nun eine Stufe höher zu kommen und habe als Vorbild den Geologen Arnold Heim, der ein wunderschönes Panorama der Churfirsten machte. Das war vor über 100 Jahren mit der Technik von damals. Ich kenne keine Details, aber das Resultat ist überzeugend und eben ein Vorbild für mich, dem ich nacheifere.

 

Panorama der Churfirsten um 1910 - Aufnahme von Arnold Heim Quelle: https://www.doazmol-berge.ch/churfirsten/die-sieben-churfirsten/

Das nachfolgende Panorama ist der erste Versuch dem Bild von Arnold Heim nachzueifern. Es entstand aus 3 Reihen mit je 20 Bildern. Noch ist der Ausschnitt zu eng, so dass beim nächsten Versuch die Anzahl der Bilderreihen gesteigert wird!

Panorama der Churfirsten um 2023

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